Das Glas macht den Genuss

Wie jeder Handwerker das passende Werkzeug braucht um Qualität zu liefern, benötigt der Sensoriker das passende Glas um Aromen zu erleben und zuordnen zu können.

Jedes Getränk hat seine eigene Charakteristik und benötigt eine bestimmtes Glasform, um sein volles Aroma entfalten zu können. Aromen brauchen Platz um sich zu entfalten, Farbe braucht Transparenz um zu wirken.

In Abhängigkeit der Intensität sollte das Glas so gewählt werden, dass es groß genug ist um die Aromen zu öffnen, aber auch klein genug um sie zu konzentrieren und nicht verfliegen zu lassen. Feinaromatische Obstbrände benötigen einen kleineren Glaskörper, breitschultrige Whiskys brauchen etwas mehr Platz.

Von den kleinen Grundregeln profitieren gleichermaßen Profis, wie auch interessierte Einsteiger. Kurz gesagt:

Das richtige Glas kann das Trinkerlebnis erheblich verbessern und versetzt den Genießer in die Lage die Vielschichtigkeit seines Getränks herauszuarbeiten.

Das Shot Glas 

Beim typischen Shotglas, gerne auch als Schnapsglas und in Bayern als Stamperl bezeichnet, handelt es sich um ein Partyglas, welches für Sensorik wenig geeignet ist. Hierbei geht es vorwiegend um Effizienz.

Dieses Glas eignet sich für sensorisch wenig anspruchsvolle Spirituosen, welche auch eher auf ihre Wirkung abzielen als auf ein besonderes Erlebnis.

Einfach und funktionell ist dieses Glas pflegeleicht und mit einem meist tiefen Schwerpunkt weniger kippanfällig und damit auch für das rustikale Bargeschäft geeignet.

Das Glencairn Glas

Das Glencairn Glas wurde in den 1980er Jahren von den Schotten entwickelt, mit dem Anspruch das perfekte Whisky Glas zu kreieren.

Form und Funktionalität erinnern an ein Noising Glas. Der Breite Bauch gibt möglichst viel Platz für eine große Oberfläche des Destillats, um eine Oxidationsoberfläche zu schaffen.

Der Hals ist verjüngt um die Aromen im Glas zu halten und diese dann später konzentriert an die Nase zu führen. Die Öffnung ist schmal genug dass wenig Umwelteinflüsse von außen dazukommen, wenn die Nase im Glas steckt.

Der schwere Glasboden bringen dem Glas Stabilität und der tiefe Schwerpunkt macht das Glas unanfällig gegen umkippen, falls es am Tresen etwas rustikaler zugeht.

Gleichzeitig ist die Konstruktion stabil sowie pflegeleicht und kann einfach im Geschirrspüler gereinigt werden.

Seit seiner Markteinführung Anfang der 2000er erhielt das Glas zahlreiche Preise wie den „Schottish Marketing Award“, den „National Buisiness Award“ und 2006 mit dem „Queens Award for Innovation“.


Das Highball Glas

Wenn’s mal etwas mehr sein soll, kommt man an einem Glas nicht vorbei. Viele Drinks benötigen neben den Basics wie Eis, Spirituose und einer Garnitur auch noch eine  Mengen an Säften, Wein oder Prosecco. Hierzu wird im wesentlichen mal Platz benötigt.

Beim Highball handelt es sich im Grunde um einen doppelten Tumbler. Es ist ein schlankes, zylindrisches Glas und hat im besten Fall einen dicken, stabilen Boden.

Dieser dient neben dem stabilen Stand auch einer guten Kühlung, um die Eiswürfel möglichst lange kalt zu halten. Damit wird ein verwässern des Drinks durch schmelzendes Eis soweit wie möglich hinausgezögert.

Highballs werden oft mit aufwendigen Verzierungen und Gravuren versehen, was aber „lediglich“ vorwiegend der Optik dient.



Der Tumbler

Ein Klassiker unter den Cocktailgläsern. Im Gegensatz zum Nosing Glas geht es beim Tumbler nicht zwingend um Sensorik, sondern vordergründig um Präsentation und Funktionalität. Eine breite Öffnung und ein Body mit ca. 300 Milliliter Volumen bietet Platz für Material, wie Eis, Früchte, o.ä. Der schwere Glasboden speichert Kälte und verzögert damit das schmelzen der Eiswürfel und damit das verwässern des Drinks.

Hochwertige Tumbler sind oft aus Kristallglas und ein zusätzlicher Schliff bringt den Drink durch die Lichtbrechung zum schimmern. Auch die Haptik muss stimmen und so sind die Tumbler in der Regel schwer und liegen gut in der Hand. Dabei bietet der Schliff neben einer guten Optik auch mehr Halt.

Fazit: Erste Wahl für Drinks mit Eis und geringer bis mittlerer Flüssigkeitsmenge. Leider immernoch häufig für Whisky verwendet. Aufgrund der nachteiligen Sensorikeigenschften dafür aber weniger empfehlenswert, da die große Öffnung wenig Aroma an der Nase ankommen lässt und auch Fremdeinflüsse nicht fernhalten kann.


Das Noising Glas

Geeignet für Whisky, Obstbrände, Grappa, aber auch bestens um Spirituosen wie Gin pur zu verkosten.

Der bauchige Körper schafft eine möglichst große Oberfläche, welche für die Oxidation notwendig ist. Die nach oben geführte Verjüngung konzentriert die Aromen und hält sie im Glas. Durch das verhältnismäßig geringe Volumen werden auch ganz feine und zarte Aromen so konzentriert, dass sie an der Nase wahrnehmbar sind. Die schmale Öffnung am oberen Glasrand ist so gewählt, dass wenig Fremdeinflüsse von außen eingetragen werden, solange die Nase im Glas ist.

Der lange Stil wirkt elegant und beugt Fettfingern an der Glasaußenseite vor und verhindert somit dass dem Destillat ggf. dadurch fälschlicherweise Trübungen zugeschrieben werden.

Die Größe des Glaskörpers ist so gewählt dass die feinen Aromen von Obstbränden ausreichend konzentriert werden können, oder bei intensiven Destillaten wie Whisky, Rum oder Calvados die Menge des Destillats auch etwas geringer ausfallen kann. Schließlich geht es um Genuss und nicht um Menge. Wenn also ein feiner Apfelbrand in einem großen Tumbler serviert wird, schaffen es die feinen, kristallklaren Aromen nicht in der benötigten Konzentration an die Nase.

Wer also ein Destillat in all seinem Facettenreichtum erleben möchte, kommt um diesen Glastyp nicht herum. Ihr werdet überrascht sein was ihr neben den Kopfaromen noch so alles wahrnehmen könnt.

Meine Allzweckwaffe!